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[ 12.07.2009 ]
Ein Tennisspieler sorgte für die Sensation
Libor Titscher vom Neuenhagener Tennisclub gewann den 2. Sparkassen-Pokal

Neuenhagen (rs) Wie schon bei der Premiere spielte leider das Wetter erneut nicht mit. Wegen der immer wieder einsetzenden Regenschauer konnte auch der 2. Sparkassen-Regionalcup im Blitzschach nicht wie vom veranstaltenden KSC Strausberg geplant, im Freien auf einem der schönen Tennisplätze des NTC 93 ausgetragen werden. Doch wie schon im Vorjahr stellten die Gastgeber, die zur gleichen Zeit ihr 5. Neuenhagen Tennis-Open veranstalteten, ihr schönes Klubheim als „Schlechtwetter-Variante“ zur Verfügung. Und eine solche Weitsicht sollte sich am Ende wohl zurecht auszahlen.. Mit Libor Titscher sorgte ausgerechnet ein aktiver Tennisspieler des NTC 93 für die Sensation. Der 43-Jährige gewann nämlich die zweite Auflage dieses Einladungsturniers.

Dass der Überraschungssieger ursprünglich nicht auf der Einladungsliste der 16 Spieler aus acht Brandenburger Vereinen gehörte, muss unbedingt erwähnt werden. Drei Tage vor der Veranstaltung meldete sich Libor Titscher telefonisch beim Turnierleiter, doch der konnte ihm nur mitteilen, dass er ihn auf die Warteliste setzen würde. Eine Wild Card machte dann seinen Start möglich.

Freilich warteten auf ihn starke Gegner. So wollte Andreas Jahnke, aktueller Deutscher Mannschaftsmeister im Blitzschach der Gehörlosen, unbedingt seinen Titel verteidigen, und nach einer souveränen Vorrundenvorstellung sah es für ihn zunächst sehr gut aus. Auch die beiden Halbfinalisten des Vorjahres Rolf-Dietrich Beran und Harald Habermann aus Neuenhagen hatten vor, kräftig mitzumischen. Sehr Gute Chancen, die K.-o.-Runde zu erreichen, wurden zudem dem Potsdamer Oberliga-Spieler Rolf Trenner und dem Dritten der deutschen Jugend-Einzelmeisterschaft der Altersklasse U16 Florian Kugler aus Frankfurt/Oder zugebilligt. Und natürlich war auch das Fredersdorf-Vogelsdorfer Trio Martin und Michael Sebastian sowie Gregor Fehrmann nicht gewillt, kampflos das Feld räumen. Allein diese Aufzählung beweist, dass das von der Sparkasse Märkisch-Oderland großzügig unterstützte Turnier eine wesentlich stärkere Besetzung als vor zwölf Monaten hatte. Und das aus gutem Grund. Vom Sponsor gab es nur eine einzige Auflage: Das ausgelobte Preisgeld in Gesamthöhe von 500 Euro, das in Form von Gutscheinen ausgereicht wurde, ist gezielt für die Nachwuchsförderung in den Schachvereinen einzusetzen.

Für zusätzliche Spannung und Attraktivität sorgte nicht zuletzt der originelle Turniermodus. Nach zwei Vorrundengruppen jeder gegen jeden mit jeweils fünf Minuten Bedenkzeit für eine Partie, wurde im K.o.-System weitergespielt. Ab dem Viertelfinale hatte der Weißspieler dabei eine Minute mehr auf seiner Uhr, musste aber unbedingt gewinnen, um weiter zu kommen. Die Farbwahl wurde jedoch nicht ausgelost, sondern der Internationale Schiedsrichter und A-Trainer Holger Borchers überließ bei den Duellen dem jeweiligen Kontrahenten mit der höchsten Punktezahl mit drei Würfeln die Qual der Farbwahl.

Dass der scheinbare „Außenseiter“ Libor Titscher problemlos mit vier Siegen und drei Remisen durch seine Vorrunden-Gruppe marschierte, kommt allerdings nicht ganz so überraschend. Zwar hatte er mehr als ein Jahrzehnt eine Auszeit vom Schach genommen, doch der Diplomingenieur kann aus vergangenen Zeiten doch auf einige Meriten im königlichen Spiel verweisen. So war er u.a. der letzte DDR-Studenteneinzelmeister und spielte mit dem ostdeutschen Team 1991 noch bei den Studentenmannschafts-Weltmeisterschaften in Odessa.. Beim Neuenhagener Tennisclub ist er seit April eingetragene Mitglied, aber die Liebe zum Schach wird er nach eigenen Worten trotzdem nicht so ganz los.

Seine nach wie vor beachtliche Spielstärke konnte er jedenfalls nach einer nötigen „Aufwärmphase“ ein ums andere Mal demonstrieren. So schaltete er im Halbfinale Andreas Jahnke aus, der sich am Ende noch Platz 3 sicherte. Im Finale gegen Martin Sebastian hatte Libor Titscher dann nicht zuletzt das in solchen Situationen notwendige Glück auf seiner Seite. Lange Zeit schien der Fredersdorfer mit den weißen Steinen auf der Siegerstraße zu sein, aber nach einem dicken Fehler hätte der nur noch die Trumpfkarte Zeit spielen können. Doch als Nationaler Schachschiedsrichter ganz dem Fairplay verpflichtet, nahm er das Remisangebot seines auf Gewinn stehenden Kontrahenten an. Der bekam übrigens vom NTC-Ehrenvorsitzenden Volkmar Schumann nach der Siegerehrung gleich den Auftrag, mindestens eine Schachuhr vom Preisgeld zu bestellen. Auf dem wunderschönen Vereinsgelände gebe es doch einen entsprechenden Schachtisch, wo man, wenn das Wetter mitspielt, ja durchaus Blitzschach im Freien spielen könnte, so sein überzeugendes Argument.

Bleibt noch anzumerken, dass der Nachwuchs in der Region Märkisch-Oderland erfreulich stark im Kommen ist. So musste beispielsweise Andreas Jahnke all seine Routine aufbieten, um im Viertelfinale den 12-Jährigen Paul Ewert zu bezwingen, der verdient den Sonderpreis für den besten Nachwuchsspieler erhielt. Die „Investition“ der Sparkasse hat sich also bereits ausgezahlt, und so gesehen gilt es als ziemlich sicher, dass der Sponsor auch die dritte Auflage des Regionalcups unterstützen dürfte, die im kommenden Jahr erneut im Rahmenprogramm des nationalen Tennis-Ranglistenturniers in Neuenhagen stattfinden soll.

Ergebnisse des 2. Sparkassen-Regionalcups im Blitzschach:

Vorrunde, Gruppe A: 1. Kugler (SV Preußen Frankfurt/SC Neukoster) 6,5 Punkte, 2. Martin Sebastian 5,5, 3. Michael Sebastian (beide TSG Rot-Weiß Fredersdorf-Vogelsdorf) 5,0, 4. Ewert (Glück Auf Rüdersdorf) , 5. Habermann (SV Rot-Weiß Neuenhagen) je 3,5, 6. Degebrodt (KSC Strausberg), 7. Lewin (SV Rot-Weiß Neuenhagen) je 2,0, 8. Moritz Petersen (KSC Strausberg) 0.

Vorrunde, Gruppe B: 1. Jahnke (Glück Auf Rüdersdorf), 2. Titscher (NTC 93) je 5,5, 3. Trenner (Empor Potsdam), 4.Fehrmann (TSG Rot-Weiß Fredersdorf-Vogelsdorf) je 4,5, 5. Noack (USC Viadrina Frankfurt) 4,0, 6. Meyer (KSC Strausberg) 2,0, 7. Philipp Heinrich (SV Briesen) 1,5, 8. Beran (SV Rot-Weiß Neuenhagen) 0,5.

K.o-Runde, Viertelfinale: Ewert–Jahnke 0:1, Mi. Sebastian–Titscher ½, Ma. Sebastian–Trenner 1:0, Fehrmann–Kugler 1:0.

Halbfinale: Titscher–Jahnke 1:0, Fehrmann–Ma. Sebastian 0:1.

Spiel um Platz 3: Jahnke–Fehrmann 1:0.

Finale: Ma. Sebastian–Titscher ½.

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