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[ 16.06.2016 ]
Masters EM London 2016
Das haben die erfahrenen Masters Schwimmer vom KSC Strausberg e.V., Klaus Pfeffer und Wilfried Brunzel, in den letzten 20 Jahren bei internationalen Meisterschaften noch nicht erlebt!
Der riesige Ansturm auf das Meldeportal im Februar (innerhalb der ersten zwei Tage war mit rund 14.000 Meldungen die Kapazitätsgrenze erreicht) hatte die LEN-Organisatoren zu besonderen Maßnahmen veranlasst: statt bisher 5 wurden nur 3 Wettkämpfe pro Teilnehmer zugelassen. Der 50m-Warm-up-Pool wurde im täglichen Wechsel für Frauen und Männer zum zusätzlichen Wettkampfbecken. Die „Securities“ am Eingang für Wettkämpfer hatten strenge Order jeweils nur 200 Leute in die Sanitärräume zum Einschwimmen ein zu lassen.
Wilfried Brunzel war am ersten Tag im ersten Wettkampf 200m Lagen im 2.Lauf laut Zeitplan um 7:35 Uhr dran. Das hieß; 5Uhr aufstehen, leichtes Frühstück, 30min Bus/U-Bahn um 1:1/4Std. vor dem Start vor Ort zu sein. So hatten die meisten gerechnet. Rund 1500 SchwimmerInnen der ersten Wettkämpfe standen in 5 langen, durch Absperrgitter getrennte Reihen, vor dem bestens durch Bobbys gesicherten Eingang für Wettkämpfer.
Jeder Neuankömmling wurde freundlich aber bestimmt ans Ende der Schlange beordert,
unabhängig von der vorgegebenen Startzeit. So verging die gute Stunde Wettkampf-vorbereitung mit Warten, Kopfschütteln, Zorn und Protesten, ohne Chance auf Einlass. Später berichteten Zuschauer und Schwimmer, die glücklich zu den ersten Eingelassenen gehörten, dass der Wettkampf pünktlich um 7:30Uhr gestartet wurde, ohne ein Wort der Begrüßung oder offiziellen Eröffnung.
Nachdem die ersten Läufe nur mit halber Besetzung abliefen, müssen wohl einige Offizielle stutzig geworden sein, denn am Eingang erschien einer von ihnen und rief nach „Competitors of heats one to tree“. Mit Manfred Busch vom TSC-Berlin, ebenfalls in
meinem Lauf, folgten wir diesem Ruf. Im Gefolge hatten noch ein paar andere die Chance genutzt und sich mit ein geschmuggelt. Im Laufschritt ging es durch die Katakomben, mit Straßenschuhen durch Garderobe und Duschen, direkt in den Callingroom, um zu hören, euer Lauf ist schon vorbei. Zum Glück war an diesem Tag der uns seit vielen Jahren bekannte und gewogene Andrea(italienisches LEN-Mitglied) der Startordner bei den Männern. Er machte es möglich, dass wir noch auf freie Startblöcke der nächsten Läufe gesetzt wurden. Also Sachen fallen lassen, Schwimmhose/-brille/-kappe an, steife
Beine, keine Dehnung, kein Durchatmen, Pfiff und ab. Da ist der 5.Platz Nebensache. Der
eigentliche Erfolg: wir durften doch noch für das teure Startgeld schwimmen.
Der zweite Tag verlief ähnlich nur die Warteschlangen waren eher noch länger. Jeder versuchte aus der Erfahrung vom Vortag für sich das Beste zu machen. Klaus Pfeffer hatte mit 50 Brustschwimmen seinen ersten Wettkampf. Ich brauchte mich nur an ihn zu halten denn meine 100m Schmetterling waren danach dran. Die 50m Brust waren mit 114 Läufen aller Altersklassen neben den 50m Freistiel die größte Konkurrenz (rd. 1100 Starter).
Für Klaus gab´s einen guten Mittelplatz und für mich wieder Platz 5.
Um der Wartezeiten Herr zu werden, wurden ab dem dritten Wettkampftag ungefähre Zeiten angegeben, vor denen man sich nicht anstellen sollte.
Die 100m Brust sind wir beide geschwommen. So konnte ich nach meinem Lauf 2 (Platz 10) in der kleinen Halle, in die keine Zuschauer rein passten, so trödeln, um Klaus` Lauf
anzusehen. Klaus gewann seinen Lauf und belegte wiederum einen guten Mittelplatz
im größten Teilnehmerfeld. Nach einem Tag Pause ging Klaus Pfeffer am Sonntag, dem
letzten der 5 Wettkampftage, die 200m Brust an und wurde19.
Unter diesen Bedingungen waren die geschwommenen Zeiten unbefriedigend. Wir hatten beim gemeinsamen Hinflug das Gefühl, gut vorbereitet zu sein, zumal auch die Zeiten von der „Generalprobe“ beim Berliner-Masters-Cup einiges besser hoffen ließ.
Da das Einschwimmbecken zum Wettkampfpool II umfunktioniert wurde war offiziell nur von 6-7Uhr früh Einschwimmen möglich und auch nur für jeweils 200 Leute. Angekündigte Trainingsmöglichkeiten nach den Wettkämpfen waren praktisch nicht gegeben, da die Wettkämpfe bis spät abends dauerten, an den Staffeltagen sogar bis weit nach Mitternacht. Besondere „Highlights“, zumindest für die Zuschauer, waren die improvisierten Warm ups zwischen den Wettkämpfen, und bei mehr als 80 Läufen pro WK auch zwischendurch nach jeweils 40 Starts. Für die Schwimmer war es mehr ein Gaudi, ein Nassmachen ohne Effekt für den kommenden Start. Stellt euch vor, aus dem dichten Gedränge im Umkleideraum stürzen sich zu 200 abgezählt die Schwimmer ins
50m Becken mit 10 Bahnen. Nach ca. 10min die nächsten 200.
Es passte auch zum Niveau der gesamten Veranstaltung, dass die Ehrung der erfolgreichen Sportler für eine EM unwürdig war. Irgendwo im Olympia Park, beim Aussichtsturm von ArcelorMittal, 5-6min Fußweg, ein kleiner Raum im 2.Stock ohne jegliche Ausschmückung. Wer wollte dafür schon den erkämpften Platz in der Halle oder
Warteschlange aufgeben. Die Urkunden für Platz 1-8 weisen lediglich Name, Wettkampf-disziplin, Platz und Datum aus, keine Altersgruppe und keine Zeit.
So mancher konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: „Hätten sich doch die Briten
etwas mehr in Eindhoven oder Kasan abgeschaut „.
Da sind sich fast alle einig, die WM-Budapest 2017 und EM-Slovenien 2018 können nur noch besser werden, wenn man die notwendigen Schlussfolgerungen aus dem Debakel zieht.
Das Positive zum Schluss: Vom Wettkampfgericht bis zum letzten Volontär, all die Menschen, die in der Veranstaltung eine Aufgabe hatten waren stets freundlich, korrekt und hilfsbereit. Die Sportler nahmen die Unbilden meistens gelassen und mit Humor.

Die wettkampffreien Tage dieser Londonwoche waren touristisch ausgefüllt, aufregend und interessant, obwohl sich das von Dorle & Wilfried Brunzel online gebuchte Hotel für 130€/Nacht als billige Absteige entpuppt hatte.
Klaus & Sigrid Pfeffer waren da besser dran, hatten sie doch durch Vermittlung von Margit Flamm, unserer ehemaligen TZ-Trainerin, eine private Unterkunft und Stadtführung.

Wilfried & Dorle Brunzel


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